“Wenn der sich jetzt vordrängelt, dann sag ihm, dass er ein Wichser ist. Der guckt schon so und seine Jacke… ! Wenn er dann nicht zurückweichen will, konfrontiere ihn weiter, Du bist im Recht. Hhhm, die ist aber auch hübsch. Würdest Du die wohl daten? Pah, der stellt sich schon so provokant hin, gleich gibt’s Ärger. Sag mal, hast Du eigentlich schon Deine Mails gelesen? Wann fährst Du eigentlich nach Australien?“
Herzlich willkommen in meiner Gedankenwelt. Schnallt Euch an, die Rettungswesten befinden sich unter den Sitzen und bei Bedarf fallen gelbe Elefanten von der Decke, oder wilde Straßenschlägereien brechen aus – Mitten in Lissabon.
Die Stimmen in meinem Kopf
Ich bin nicht alleine. Den ganzen Tag habe ich einen Begleiter, der, in Echtzeit, jede meiner Handlungen kommentiert, Situationen analysiert, Menschen beleidigt, Menschen Komplimente macht. Doch ist der Begleiter keine außenstehende Person. Er wohnt zwischen meinen Ohren.
Klar, ich spreche hier von meinem Verstand, der unaufhörlich Gedanken produziert.
Das kann schon recht nervig sein, und viele Jahre habe ich mich mit meinen Gedanken–mehr als nötig–rumgeärgert.
Heute habe ich gelernt, mit diesen Stimmen im Kopf zu leben. Seither bin ich wesentlich entspannter. Die Überschrift sagt ‚Die Kontrolle über die Gedanken zurückgewinnen‘. Damit meine ich nicht, die eigenen Gedanken zu zensieren oder zu steuern–das ist unmöglich, denn, genau wie Deine Lungen atmen, denkt Dein Verstand ganz automatisch.
Hier geht es darum, eine erhöhte Perspektive auf das eigene Denken zu erlangen und dem Verstand ein wenig den Wind aus den Segeln zu nehmen, ihn zu besänftigen.
A wie Akzeptieren
Akzeptiere alles, was in Deiner Gedankenwelt abläuft. Deine Gedanken sind das Ergebnis Deines bisherigen Lebens und entstehen vollkommen automatisch. Sie haben ihre Berechtigung. Unterhalb aller Gedanken bist Du–der reine Beobachter des aktuellen Momentes.
Du denkst daran, Deinen Nachbarn zu watschen? Akzeptiere es.
Du denkst an Sex mit Deiner Sekretärin? Akzeptiere es.
Du denkst mit 35 noch an Monster im Schrank? Akzeptiere es.
Du darfst alles denken, was Du denkst.
Gedanken zu verdrängen, bringt Dir gar nichts. Im Gegenteil, es schadet Dir und Deinem Umfeld, denn Du geißelst Dich völlig ohne Grund. In der Schattenseite liegt grenzenlose Stärke. Verdrängst Du Gedanken, wird Dein Verstand immer die Kontrolle über Dich behalten und schlimmer: Dein Schatten wird in unerwarteten Momenten aus Dir heraus brechen.
B wie Benennen
Wenn ich mal wieder im Meer der eigenen Gedanken bade und dadurch den Moment verliere, helfe ich mir oft, indem ich meine Gedanken benenne, anstatt ihnen anzuhaften. Ich schaffe eine Distanz zwischen dem Denken und mir, dem Beobachter.
Hierbei gilt: Einfachheit.
Ich verwende nur drei Begriffe:
- Denken (Für Gedanken)
- Planen (Wenn ich mich in Plänen verliere)
- Erinnerungen (Wenn ich in der Vergangenheit schwelge)
Ich benenne den Inhalt meines Verstandes einfach. Ich nutze also meinen Verstand, um meinen Verstand zu beobachten (Die Essenz der Meditation). Sobald Du erkennst, dass Du nicht präsent bist, bist Du bereits wieder präsent.
C wie Kommunizieren
99% der gedanklich befürchteten Übel treten niemals ein.
Wenn sie dann doch eintreten, dann verfügen wir in jeder Sekunde immer über alle Möglichkeiten, um die Situation zu meistern, indem wir einfach kommunizieren, was wir in diesem Moment:
- Denken
- Fühlen
- Im Umfeld wahrnehmen
So distanzieren wir uns von den 1001 Geschichten in unserem Verstand und nehmen wieder Kontakt mit der Realität auf. Berichte einfach, was Du auf diesen drei Ebenen wahrnimmst–völlig wertfrei und ohne Anhaftung.
Bei Personen, die Dir Nahe stehen, gilt: Kommuniziere Deine Gedanken offen, ohne sie zu filtern.
Decke all Deine Hintergedanken und manipulativen Pläne auf.
Das führt dazu, dass Du Dich:
a) kurzfristig unangenehmen Situationen aussetzen wirst
b) mittelfristig einige unechte Bindungen verlierst
c) langfristig ein authentisches Leben für Dich und Deine Freunde kreierst und wirkliche Bindungen zu Menschen eingehst – Du lebst Dein volles Potenzial aus.
D wie Do the Right Thing
Was macht den Unterschied zwischen einem auf dem Personalausweis erwachsenen Menschen, und einem erwachsenen Menschen in der Realität aus?
Es ist die Art und Weise, wie er mit schwierigen Situationen umgeht.
Konfrontierst Du aktiv–trotz aller Gedanken–Dinge, die Du eigentlich vermeiden willst? Oder basiert Dein Lebensstil auf Vermeidung?
Die richtigen Dinge zu tun, bedeutet, sich nicht vor einer Konfrontation zu verstecken. Die Konfrontation löst wiederkehrende Denkmuster auf, die uns geißeln. Hinter jeder ‚unangenehmen‘ Geschichte, steckt eine unausgesprochene Wahrheit. Befreie Dich.
Das war das kleine ABC(D) der Freiheit von den eigenen Gedanken. Wenn Dir noch ein Buchstabe einfällt: The Stage Is Yours in den Kommentaren.