Als ich zum ersten Mal den Raum mit der größten Bronze-Buddha-Statue der Welt betrat, fielen mir sofort die vielen Geschenke auf, die Menschen vor ihr aufbauten.
9.155KM entfernt von der Heimat, drückende Hitze Mitten im August, dem wärmsten Monat in Kyoto, Japan…
Die Haupthalle des Tōdai-Ji Tempels ist mit einer Höhe von 50 Metern das größte, rein aus Holz gebaute, Gebäude der Welt… und die Heimat der 542 Tonnen schweren Statue.
Behutsam setzte ich mich auf die Bank vor dem großen Buddha und schloss langsam meine Augen. Seit einigen Monaten übte ich mich in Meditation und autogener Entspannung. Die Atmosphäre einer echt-buddhistischen Halle war mir neu…
Ich meditiere! Habe ich doch, oder? – Dachte ich.
In Gegenwart des großen Buddhas wollte ich alles richtig machen. Meine Meditation sollte besonders sein. Noch lange wollte ich mich an sie erinnern, wollte an ihr festhalten.
Nach 20 Minuten öffnete ich meine Augen. Ich war ruhiger…entspannter als zuvor.
Doch irgendwie hatte ich das Gefühl, diese Meditation wäre nicht für mich gewesen, sondern, um den großen Bronze-Brocken vor mir zu beeindrucken. Ein Geschenk an ihn.
Nachdenklich verließ ich die Halle und schlenderte durch den Park…
Heute, etwas mehr als 3 Jahre nach dieser Erfahrung, blicke ich auf meine Meditationspraxis zurück. Ich habe weiß Gott nicht jeden Tag meditiert. Habe nicht immer 20 Minuten eingehalten und habe einige Wochen Pausen eingelegt.
Allerdings habe ich in diesen zwei Jahren einige Erkenntnisse gehabt.
Die drei größten Irrtümer über Meditation findest Du hier.
(Ich habe alle diese Phasen selbst durchlaufen.)
Die 3 größten Irrtümer über Meditation
Irrtum #1: Meditation ist ein aktiver Prozess!
Für Menschen im Westen Europas geht es bereits früh darum, etwas zu erreichen.
Bereits im Kindergarten lernen wir, uns zu vergleichen…
Ein übertriebener Leistungsdruck wird ab Beginn der Schulzeit aufgebaut.
Wir lernen, uns mit unseren Noten zu identifizieren. Wollen dem Lehrer gefallen.
Wir denken, unser Wert als menschliches Wesen hänge von unserem Abschneiden in Prüfungen ab.
Diese Denkweise übernehmen wir bis ins Erwachsenenalter.
Das Leben wird als ständige Prüfung gesehen; als eine ‚Sache‘, in der wir gut abschneiden müssen.
Der Leistungsdruck erreicht seinen Höhepunkt mit Mitte bis Ende zwanzig.
Der Zeitpunkt, zu dem immer mehr junge Menschen mit der Meditation in Berührung kommen. Meist, um ihren gequälten Geist zu entspannen. Kein Wunder…
Diese jungen Interessenten beschaffen sich Bücher über Meditation. Besuchen Kurse. Hören Audioprogramme. Sie tun das, was sie all die Jahre in Schule und Studium gelernt haben: Eine Autorität finden, die ihnen etwas beibringen kann. Wollen gut sein, in dieser fremdartigen Kunst der Meditation.
…und verfehlen dadurch genau den Punkt.
Meditation ist nichts, was wir erst lernen müssen.
Wir sind Meditation.
Das lässt sich ganz einfach beweisen:
Du bist das Medium, durch das Leben stattfindet.
Alles, was Du denkst, fühlst, siehst, hörst etc. passiert durch Dich, als Medium.
Meditation, also, das Medium zu sein, ist bereits Dein Grundzustand als Mensch.
Wie meditierst Du also richtig?
Du meditierst bereits immer.
Die Frage ist nur, wie bewusst Du Dir darüber bist?
Im Kern ist Meditation kein aktiver Prozess.
Sie ist, was bleibt, wenn keine aktiven Prozesse stattfinden…
Irrtum #2: Meditation muss geübt werden!
Der zweite große Irrtum über Meditation ist, dass Du durch Übung ‚besser‘ wirst.
Dafür müsste Meditation eine Technik oder eine Methode sein, wie ein neuer Gitarrengriff oder ein Trickschuss beim Fußball.
Doch die Qualität Deiner Meditation ist immer gleich.
Sobald Du Dir darüber bewusst wirst, dass Du meditierst, gibt es keine Unterschiede: Bewusstsein ist immer Bewusstsein, ohne Abstufungen oder Level.
Auch die Überschrift dieses Artikels ist ein Schwindel.
Wahre Meditation bedeutet nichts und läuft auf nichts hinaus.
Sie hat absolut kein Ziel. Kann nicht verbessert werden.
Der Buddha wurde einst gefragt, was er von der kompletten Erleuchtung erhalten habe. Seine Antwort?
Nichts, deswegen hieße es ja komplette Erleuchtung…
Womit wir schon beim dritten Punkt dieser Liste angekommen wären.
Irrtum #3: Erleuchtung könne erst nach vielen Jahren erfahren werden
Was ist Erleuchtung?
Das Deutsche und auch das Englische Wort („Enlightenment“) beinhalten bereits den Irrtum an sich. Sie gehen beide von einem Subjekt, einer Person aus, die von einem Objekt, einer höheren Kraft „erleuchtet“ werden muss.
Beide machen Erleuchtung damit zu einem Prozess, einem Zielzustand in der Ferne.
Dabei gibt es niemanden, der erleuchtet werden muss.
Wo soll das Licht herkommen, wenn nicht aus Dir?
Du warst schon immer Erleuchtung. Schon bevor Du geboren wurdest.
Erleuchtung ist alles, was es gibt. Nichts besonderes…
Daher ist es unmöglich, Erleuchtung zu erlangen. Du hast Sie bereits.
Es ist wie die Schlange, die ihren eigenen Schwanz jagt, weil sie ihn als getrennt von sich sieht. Hälst Du die Hand aus und willst nach Erleuchtung greifen, entfernt sie sich nur ein weiteres Stück von Dir.
Dein Streben schafft erst die Illusion des „Nicht-Erleuchtet-Sein“.
Fazit:
Wenn Du Dich das nächste Mal zur Meditation hinsetzt, dann sitze einfach und mache nichts. Es gibt nichts zu tun. Nichts zu erreichen. Keinen Ort, an den Du gehen musst. Nichts. Jetzt ist alles perfekt. Dieser Moment ist alles, was da ist.
Er kann nicht anders sein.
Was sind Deine Erfahrungen mit Meditation?
Was hast Du im Laufe Deiner Praxis gelernt?
Lass uns gemeinsam in den Kommentaren diskutieren und eine ganzheitliche Übersicht das Konzept der Meditation schaffen.
Das waren die 3 größten Irrtümer über Meditation aus meiner Sicht.
Bis zum nächsten Mal
Dein Alex